Mit dem Tod besser leben

von | Mai 18, 2019

Wenn ein Geist stirbt, wird ein Mensch geboren, wenn ein Mensch stirbt, wird ein Geist geboren. Novalis

Bevor wir geboren werden, bauen wir mit Hilfe der gesamten Schöpfung und durch die Vereinigung unserer Eltern unseren Körper aus allen Elementen der Erde auf. Ganz liecht und rein ist er zur Stunde der Geburt und wir werden von unserer UImgebung freudig empfangen.

Im Laufe unseres Lebens bearbeiten wir nun unseren Körper durch unsere Gedanken, Impulse, durch unsere Taten und die Liebe, die wir sind. Wenn unser Körper nun „löchrig und unbrauchbar“ für unser Dasein hier in der materiellen Welt wird, geben wir ihn auf und kehren dorthin zurück, woher wir als Seele einst kamen. Wenn wir bewusst mit unserer Seelenaufgabe hier in Kontakt sind, ist es uns auch leichter, eine Krankheit als Teil des Weg zu sehen, unseren Körper hier zu lassen. Auch auf der anderen Seite reflektieren wir unser Dasein auf Erden, um aus unseren Erfahrungen zu lernen und weiter den Aufstieg ins Licht zu meistern.

In aller Munde ist der Begriff  Körper-Geist-Seele. Doch wenn wir an den Tod denken, vergessen wir, das wir in der Tiefe unseres Sein mehr sind als unser Körper, der vergeht wie alle Formen dieser Welt. Wir würden uns im Abschiednehmen viel Leid (nicht den Schmerz selbst, denn er gehört wie die Freude zum Leben) ersparen, würden wir wie andere Kulturen ein liebevolleres Verhältnis zum Tod finden.

Weil wir so vieles mit den urteilenden Augen des Verstandes betrachten, entzieht sich uns im Angesicht des Todes das Geschenk das er uns auch bringt. Wir halten fest und versuchen, Sterbende an diesem Weg zu hindern, in dem wir mit Medikamenten und Operationen teilweise sogar mehr Leid erzeugen. Ich erlebe das in meiner Arbeit immer wieder. Würden Ärzte den Seelenaspekt mit in ihr Handeln einbeziehen, könnte manch ein Mensch mit dem Segen seiner Umgebung in Frieden sterben, was seinen weiteren Weg erleichtern würde. Ich spreche mich hier nicht gegen lebenserhaltende Maßnahmen aus, jedoch wünsche ich mir, das wir ganzheitlicher schauen und den Tod als Teil des Lebens betrachten lernen. Der Tod ist das Gegenteil von Geburt.

Als Mutter habe ich erfahren, wie es ist, durch die Phasen einer Geburt zu gehen. Als meine Großmutter starb, sah ich, das auch sie Ähnliches durchlebte.

Diese Phasen können in Worten so beschrieben werden:

  1. Nicht-Wahrhaben-Wollen
  2. Zorn
  3. Verhandeln
  4. Depressionen
  5. Zustimmung

Diese Phasen sind kein linearer Prozess und müssen nicht zwangsläufig nacheinander ablaufen. Das Wissen um diese Phasen kann jedoch Angehörigen helfen, zu verstehen, der das Erleben des Sterbenden ein Prozess ist, der ähnlich wie eine Krise im Leben – in der Zeit danach Heilung und Wachstum bringt.

In den allermeisten Fällen haben Menschen, wenn sie (meist durch eine lange Krankheit hindurchgegangen) ihren bevorstehenden Tod akzeptieren konnten, ein sehr friedliches Aussehen. Manche schauen aus, als hätten sie etwas besonderes gesehen und ein Lächeln ist der letzte Ausdruck in ihrem Gesicht. Eine besondere Atmosphäre umgibt ihren Körper, die sehr berührend, ja wie ich finde, heilig ist.

Wenn wir Berichte von Menschen mit Nahtoderfahrungen lesen oder erzählt bekommen, fällt auf, das all diese Menschen ihre Angst vor dem Tod verloren haben. Manche haben sogar eine Todessehnsucht, weil ihnen das Leben hier auf Erden, mit den Schwierigkeiten, die wir uns als Menschheit erschaffen, nicht einfach ist, haben sie doch „das Lichte der anderen Seite bereits erfahren“.

So schließen wir den Toten die Augen, während sie unsere Augen öffnen.