Zwei dunkle Kreislinien die einen roten Punkt umschließen & Schriftzug Wandelzeit Bestattungen – Logo des Bestattungsunternehmens
Stengel von Mohnblumen am Ende ihrer Blütezeit - als Sinnbild für die alternative Bestattung
Portrait einer freundlich lächelnden Frau mit Bluse in den Farben schwarz & creme

Anja Beitz – Bestatterin in Berlin

Wer ich bin & wie ich arbeite

Ich bin 1971 im Umland von Berlin geboren.

Seit über 30 Jahren begleite ich mit dem Hintergrund vielfältiger Ausbildungen, eigener innerer Arbeit und Selbsterforschung Menschen in herausfordernden Lebenssituationen und in Übergängen. 2015 habe ich als alternative Bestatterin und Trauerbegleiterin Wandelzeit-Bestattungen gegründet.

Ich bin Mutter zweier Kinder. Das Erleben von Geburt und das Begleiten Sterbender offenbarten mir, dass beide Erfahrungen ein und dasselbe Tor in die jeweils andere Daseinsform durschreiten.

Was führte mich zu dieser Arbeit?

Als ich 25 Jahre alt war, starb meine Großmutter allein im Krankenhaus. Ich hatte das starke Bedürfnis, mich von ihr zu verabschieden. Ich stieß auf Widerstand in meiner Umgebung. Man wollte mir den “schlimmen Anblick” ersparen, ich sollte meine Großmutter in guter Erinnerung behalten. So ging ich den Weg allein:

Es war zuerst herausfordernd, denn meine Großmutter war die erste Verstorbene, die ich sah. Nachdem ich durch die Angst hindurch gegangen war, trat ich näher. Ich stutzte. Wo war meine Großmutter? Vor mir lag ein Körper, gleich einer leeren Hülle. Ich nahm ihre Hände, so wie immer. In den folgenden Momenten, die ausserhalb von Zeit lagen, offenbarte sich mir ein Raum, der schwer mit Worten zu beschreiben ist: In ihm war alles enthalten und eins: meine Großmutter, ihre Seele, ich, die Welt. Ich fühlte mich in unendlicher Liebe und tiefem Frieden geborgen. Ich wusste plötzlich, das alles in rechter Ordnung war und das der Tod nichts Gefährliches, Falsches ist.

Diese Erfahrung änderte mein Leben grundlegend: Ich wurde mir bewusst, dass es die Seele gibt und wir nicht unser Körper sind.

Später wurde ich gefragt, ob ich mit dieser Erkenntnis Bestatterin werden möchte um Menschen zu unterstützen, mit den Themen Sterben & Tod eine neuen Umgang zu finden.

WIE ich arbeite und WARUM:

Als Bestatterin sehe ich mich vor allem als Begleiterin und Seelsorgerin, aber als Brücke zwischen den Verstorbenen und den Hierbleibenden.

Es gibt die Seele. Es ist der Körper, den wir loslassen, wenn er uns nicht mehr dienen kann. In diesem Bewusstsein begleite ich Angehörige auf allen Ebenen des Seins. Viele Menschen machen in der Zeit des Abschieds Erfahrungen, die der Verstand nicht erfassen kann. Durch mein Selbstverständnis für diese Phänomene trauen die Menschen eher ihren eigenen Erfahrungen. Das stärkt ihre Verbindung zu den eigenen Tiefen, zum Verstorbenen und zur Ewigkeit selbst. (Es lässt uns erahnen, wer wir über unsere Persönlichkeit hinaus wirklich sind).
Den Weg bewusst zu gehen hilft, mit der Trauer und dem Schmerz auch nach der Beerdigung einen Umgang zu finden. Bilder der Wirklichkeit helfen, den Tod mit allen Sinnen zu begreifen. Es hilft auch, mit unserer eigenen körperlichen Endlichkeit in Frieden zu kommen.
Ich bin bereits vor dem Eintreffen des Todes für alle da. Menschen die sich rechtzeitig um den passenden Bestatter kümmern, finden eher Halt und Unterstützung, weil auch in dieser Zeit Angst und Unsicherheit anwesend sind. Ich biete auch Begleitung an, wenn es zwischen dem Sterbenden und den Angehörigen Unausgesprochenes gibt.

Ich bin ganz persönlich für die Menschen auf dem Abschiedsweg da. Einen Ansprechpartner für alles zu haben, schafft Vertrauen und ein Gefühl von Zugehörigkeit, gerade weil wir einen wichtigen Menschen loslassen müssen. Ich bin bei allem, was zu tun ist, an der Seite der Angehörigen. Die Angehörigen können bei allem was zu tun ist, an meiner Seite sein, oder auch an mich abgeben. Und manchmal tut es gut, wenn wir nichts machen müssen, uns vieles oder alles abgenommen wird.

Die Zeit des Bestattens in aller Ruhe ( bzw. in der eigenen Zeit) und vor allem als Weg zu gestalten - einen Schritt nach dem anderen - ist sehr heilsam. So kann nicht nur unser Kopf, sondern auch unsere Seele erfassen, was nun nicht mehr änderbar ist. Wir haben i.d.R. viel Zeit für alles was nun zu tun ist. Das wissen viele Menschen nicht. Diese Erkenntnis erleichtert uns, der Stress/das Getriebensein/alles schaffen zu müssen/alles schnell hinter sich zu bringen - lassen nach.

Die meisten Menschen sind in den ersten Wochen ab dem Tod eines geliebten Menschen im Schock. Sie können sich dadurch weniger fühlen als üblich. Ich kann Menschen gut spüren und begleite darin, den Zugang zu den eigenen Bedürfnissen zu finden.

Die Vorstellungen und Wünsche der Angehörigen an den Weg stehen im Mittelpunkt meiner Begleitung. Das Mitgestalten kann sehr heilsam sein. Unsere Kreativität macht uns lebendig. Neben der Hilflosigkeit - weil wir nicht ändern können, was geschehen ist - erleben wir auch unsere Kraft.

Auch unsere Liebe zum Verstorbenen kann darüber fühlbar werden. Oft fühlt es sich so an, als wäre sie gestorben. Das verwechseln wir.
Ich ermutige die Menschen, Schritte zu wagen, die sie vielleicht noch nie gegangen sind, weil es z.B. die erste Begegnung mit dem Tod ist. Ich traue Ihnen viel zu (im fühlen, handeln, präsent bleiben), vor allem, dass sie mehr können als ihr Kopf denkt (den Verstorbenen zu waschen, zu berühren, den toten Leib noch einmal zu sehen, die Rede selbst zu halten, die Einäscherung zu begleiten). Das mache ich mit Feingefühl und Respekt vor ihren Grenzen und nur, wenn ich spüre, das es da zarte innere Impulse oder auch die Sehnsucht nach dem Menschen gibt. Es ist immer ein Herantasten an alte Grenzen. Das stärkt die Menschen innerlich, weil sie durch etwas hindurch gehen. Weil ich an ihrer Seite bin, schaffen sie es sehr oft. Sie wachsen in dieser Zeit und werden stabiler.
Ich helfe beim Sortieren der vielen aufkommenden Gedanken und Gefühle und unterstütze, auf quälende Warum-Fragen Antworten zu finden, die zur Ruhe kommen lassen.

Alte unverarbeitete Erfahrungen strömen durch unsere Dünnhäutigkeit in dieser Zeit an die Oberfläche. Dann fühlt es sich so an, als hätte all das etwas mit dem Tod des geliebten Menschen zu tun. Ich unterstütze, das eine vom anderen zu unterscheiden. Das mindert die Schwere, die wir oft dem Tod selbst zuschreiben. (Durch meine therapeutischen Hintergrund kann ich mit wenigen Mitteln zu den mit aufkommenden Themen Stärkung mit auf den Weg geben.

Ich mute den Menschen den Tod zu. Er ein natürlicher Aspekt des Lebens und nicht sein Gegenteil. Leben hat kein Gegenteil. Angehörige daran zu erinnern hilft ihnen, aus emotionalen Hoch´s, die sehr viel Kraft kosten, immer wieder auszusteigen.
Auch ungelöste Familienkonflikte werden in diesen Zeiten immer sichtbar. Ich begleite so, dass das zuerst einmal akzeptiert wird. Jedes Familienmitglied darf bei seinen Sichtweisen bleiben, die eigenen Bedürfnisse behalten. Hier arbeite ich mit Mediation. So kann ein gemeinsamer Weg gegangen werden, jeder auf seinem Platz bleiben. Oft befrieden sich hier alte Konflikte, es kommt mehr Akzeptanz für die Verschiedenheit des anderen oder es gibt eine neue Annäherung im Miteinander. Das hilft in Verbindung zum Verstorbenen Frieden ins Familienfeld zu geben.