Der Gong – Bestattungen der neuen Zeit

Als Dreijähriger begleitete ich meine Großmutter oft zum Friedhof, wo sie liebevoll das Grab ihrer Mutter pflegte. Dass ein Mensch in der Erde liegt, konnte mein kindliches Gemüt wohl nicht recht glauben, und so zeigte ich fragend auf die immergrüne Buchsbaumhecke: “Oder ist sie in dieses Blatt?” – Heute denke ich, dass sich darin bereits ein tiefes Wissen meiner Seele zeigte, welches die Rede vom Totsein einfach nur als Täuschung, als Illusion, als Folge unserer irdischen Getrenntheits-Perspektive nehmen kann.

Vierzig Jahre später ließ ich mich in ein früheres Leben zurückführen, um die Ursachen meiner aktuellen Lebenskrise zu verstehen, nahm wahr wie ich meinem Leben damals aus einer sehr ähnlichen Verzweiflung heraus selbst ein Ende setzte, und erlebte dann einen überwältigenden Frieden, der mich durch und durch erfüllte, in meinem damaligen nachtodlichen Zustand.

Zwei weitere Jahre später nahm ich einmal Verbindung auf zu dieser Großmutter, die damals bereits seit 21 Jahren verstorben war. Da kam sie mir entgegen mit einer Präsenz aus reiner Liebe und Güte, und wieder ging es durch und durch, und da war nicht der geringste Raum für Zweifel an der Echtheit und Wahrheit dieses Geschehens.

Mit dieser Erfahrungsgewissheit des Geistes in uns, unserer Verwurzelung im Geist und Beheimatung im Seelenreich, lebe ich meinen Alltag, und spiele ich auch meine Gongs.

Im Gongspiel erzeuge ich eine Verbindung zwischen den Welten und trete gleichzeitig selbst aus dem Weg, so gut es geht, damit das “Richtige”, das Passende fließen kann zu den Anwesenden. Beim Gongspiel zur Verabschiedung von Verstorbenen möchte ich die Anwesenheit der anderen Welt spürbar und erlebbar werden lassen und dazu beitragen, dass die einst so fest vermauerten Grenzen immer dünner und brüchiger werden, dass Licht hereinscheint in unsere Herzen, dass der zeitlose Frieden unserer wahren Heimat im Hier und Jetzt seine heilende Wirkung entfaltet.

Karaun